© Lisa Widerek 2025 · ADHS ist keine neue Trenddiagnose und keine Ausrede. Es ist ein anderes Betriebssystem – komplex, fordernd, schön und manchmal schmerzhaft. Zwischen Reizoffenheit, Hochbegabung und innerem Chaos geht es nicht um Etiketten. Es geht um echte Lebenserfahrungen.

ADHS ist keine Modediagnose – sondern ein anderes Betriebssystem
Immer wieder liest man provokante Aussagen wie:
"ADHS ist keine Krankheit, sondern eine Superkraft mit Motivations-Glitch."
Auf den ersten Blick mag das catchy klingen – und in Teilen steckt sogar Wahrheit darin.
Doch wer mit ADHS lebt – vor allem im Zusammenspiel mit Autismus und Hochbegabung – weiß:
Es ist nicht nur bunt, kreativ und leistungsstark.
Es ist oft auch laut, unübersichtlich und zermürbend.
Zwischen Fokus und Reizüberflutung
ADHS ist keine reine Aufmerksamkeitsstörung.
Es ist vielmehr eine Regulationsthematik: Motivation, Emotion, Impuls – alles ist irgendwie... zu viel oder zu wenig.
Und genau hier entsteht der fatale Teufelskreis:
Hochbegabte ADHS-Betroffene erkennen komplexe Zusammenhänge blitzschnell,
haben kreative Lösungen en masse, sind oft empathisch, sensibel, neugierig –
aber ihnen fehlt oft die Fähigkeit, diese Energie gezielt einzusetzen.
Die Aufmerksamkeit will nicht dorthin, wo sie gerade gebraucht wird.
Und wenn dann noch Autismus dazukommt...
Autismus bringt oft eine hohe Reizempfindlichkeit, ein starkes Bedürfnis nach Struktur und tiefes analytisches Denken mit sich.
In Kombination mit ADHS ergibt das ein Spannungsfeld:
-
Der Autismus will Ordnung.
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Das ADHS will Impuls.
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Die Hochbegabung will Tiefe.
Das kann dazu führen, dass Betroffene geistig rasen, während das System brennt –
weil äußere Reize zu laut, zu hell, zu viel sind.
Oder weil man für das eigene Thema brennt – aber nicht die Struktur findet, es umzusetzen.
Warum diese Kombination oft in Überforderung mündet
Viele Betroffene beschreiben, dass sie in der Schule als
"zu klug für einfache Erklärungen, zu unruhig fürs Sitzenbleiben, zu sensibel für den Alltag" galten.
Es mangelte nicht an Intelligenz – sondern an Systemkompatibilität.
Und das hat Folgen:
-
Ständiges Masking, also das Anpassen an die Umwelt, führt zu Erschöpfung.
-
Versagensangst trotz hoher Kompetenz.
-
Substanzgebrauch wird manchmal zum letzten Rettungsanker, um Reizüberflutung oder emotionale Dysregulation zu betäuben.
Persönlicher Touch: Zwischen Erkenntnis und Realität
Ich selbst kenne das:
Das Gefühl, zehn Tabs im Kopf offen zu haben, während der Körper eigentlich nur unter eine Decke will.
Hochbegabt, neurodivergent, reizoffen.
Und trotzdem (oder gerade deshalb) täglich kämpfen müssen, um einen klaren Gedanken festzuhalten.
Heute weiß ich:
Es ist kein Versagen. Es ist eine andere Art zu funktionieren.
Aber diese Erkenntnis braucht Unterstützung –
durch passende Diagnostik, durch Strategien,
durch ein Umfeld, das nicht fragt:
"Warum bist du so?"
sondern:
"Wie kann ich dir helfen, du selbst zu sein?"
Fazit: ADHS ist kein Scam – sondern eine Einladung
...nämlich sich mit sich selbst ehrlich auseinanderzusetzen.
Nicht jeder erlebt ADHS gleich.
Nicht jeder braucht Medikamente.
Aber jeder verdient Aufklärung, Zugang zu Diagnostik, Tools, Strategien – und Respekt.
Gerade in der Kombination mit Autismus und Hochbegabung braucht es kein weiteres Schubladendenken.
Sondern Räume. Verständnis.
Und manchmal einfach jemanden, der sagt:
"Du bist nicht zu viel. Du bist nur sehr, sehr viel auf einmal."
Herzlich,
FliWi
Kennst du diese Gefühle?
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@liwiformschoen
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