© Lisa Widerek 2025 · Über den Umgang mit Menschen, die keine Veränderung wollen und den feinen Unterschied zwischen Mitgefühl und Selbstverlust. Eine ehrliche Reflexion über Freundschaft, Grenzen und Selbstfürsorge.

Zwischen Mitgefühl und Selbstschutz
Es gibt Freundschaften, die uns emotional viel abverlangen.
Manche Menschen in unserem Leben sind immer wieder in denselben Problemen gefangen und suchen ständig nach Lösungen – ohne wirklich bereit zu sein, etwas zu verändern.
Das ist anstrengend, vor allem für Menschen, die selbst mit ihren eigenen Herausforderungen kämpfen.
Als jemand, der das Bedürfnis hat, Lösungen zu finden und praktisch zu denken – insbesondere als Autistin mit ADHS – stellt sich mir immer wieder die Frage:
Wie viel muss ich für eine Freundschaft aufopfern, um ein guter Mensch zu sein?
Und wie kann ich helfen, ohne mich selbst zu verlieren?
Warum fällt es uns schwer, wiederholtes Jammern zu ertragen?
Neulich hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin – nennen wir sie Jana.
Jana erzählte mir von einer Bekannten, die immer wieder über ihre gesundheitlichen Beschwerden klagt.
Der Arzt hat ihr schon mehrfach zu einer OP geraten, doch sie zögert jedes Mal.
Jana war frustriert – sie fühlt sich, als würde sie im Kreis laufen.
Immer wieder die gleichen Geschichten, immer wieder das gleiche Leid. Und keine Veränderung in Sicht.
Ich verstehe das so gut.
Für neurodivergente Menschen wie mich, die mit Autismus und ADHS leben, ist das besonders schwer.
Wir brauchen schnelle Lösungen, sichtbare Ergebnisse, Dopamin als Belohnung.
Wenn wir helfen, wollen wir sehen, dass unsere Hilfe etwas bewegt.
Bleibt diese Wirkung aus, fühlt sich alles sinnlos und ermüdend an.
Warum ist es so schwer, einfach nur „da zu sein“?
Ich bin ein Mensch, der Probleme automatisch in Lösungsstrategien zerlegt.
Wenn jemand mir erzählt, wie schlecht es ihm geht, rattert mein Gehirn los:
Was könntest du tun?
Wen kannst du fragen?
Welche Schritte wären hilfreich?
Aber nicht jeder will das.
Manche Menschen wollen einfach nur reden.
Nicht um zu verändern – sondern um verstanden zu werden.
Und genau da wird es schwierig:
Für mich ist das „Nichts-Tun“ oft kaum auszuhalten.
Es fühlt sich an wie Stillstand.
Wie Energieverschwendung.
Aber genau in diesem Moment geht es nicht um mich.
Es geht darum, mein Ego beiseitezulegen und einfach zuzuhören.
Das Problem der fehlenden Belohnung
Für viele mit ADHS oder Autismus ist es schwer, etwas durchzuhalten, wenn die innere Belohnung fehlt.
Geduld, Zuhören, Dasein – das bringt nicht immer Dopamin.
Es bringt kein sichtbares Ergebnis, keine direkte Veränderung.
Und das macht es anstrengend.
Aber:
Ich habe gelernt, dass auch Zuhören eine Form von Hilfe sein kann.
Ich muss nicht immer retten.
Manchmal reicht es, den Raum zu halten.
Einfach da zu sein, ohne eine Lösung zu präsentieren.
Auch das ist ein Geschenk.
Der Balanceakt zwischen Zuhören und Grenzen setzen
Es ist okay, nicht unbegrenzt verfügbar zu sein.
Ich darf sagen:
„Ich verstehe, dass du leidest. Aber ich merke, dass mich diese Gespräche emotional auslaugen – vor allem, wenn sich nichts verändert.“
Das ist keine Ablehnung.
Das ist Selbstschutz.
Ich bin nicht verpflichtet, mich aufzureiben, um ein guter Mensch zu sein.
Ich darf auch für mich sorgen.
Die Verantwortung für meine eigene Energie
Ich kann nicht jede Baustelle im Leben anderer Menschen sanieren.
Ich bin nicht für deren Entscheidungen verantwortlich.
Ich darf mitfühlen, ohne mich zu verlieren.
Ich darf helfen – aber ich darf auch aufhören, wenn ich merke, dass es mir schadet.
Fazit
In Freundschaften, in denen Menschen immer wieder über ihre Probleme klagen, ohne etwas zu verändern, braucht es eine ehrliche Auseinandersetzung:
Was bin ich bereit zu geben – und was kostet es mich?
Manchmal bedeutet Freundschaft, einfach zuzuhören.
Und manchmal bedeutet sie, ehrlich zu sagen:
„Ich kann das gerade nicht.“
Beides ist liebevoll.
Beides ist richtig.
Und beides darf nebeneinander existieren.
Herzlich,
FliWi
Kennst du solche Situationen auch?
Schreib mir gerne oder erzähl mir deine Gedanken.
Du bist nicht allein.
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