© 2025 Lisa Widerek · Charme & Chaos · REM-Schlaf ist die Phase, in der unser Gehirn träumt, Emotionen sortiert und Stress abbaut. Doch viele neurodivergente Menschen (Autismus, ADHS, PDA) verlieren genau diese Phase, sobald der Stress steigt. In diesem Artikel erfährst du, warum dein Nervensystem in Krisen den REM-Schlaf „abschaltet“, warum du dann oft schwarz schläfst statt zu träumen – und wie du deinen REM-Zugang Schritt für Schritt wieder öffnen kannst.
Der REM-Teufelskreis: Wenn Stress die Traumphase ausschaltet
REM-Schlaf ist die Phase, in der unser Gehirn die emotionale Festplatte aufräumt. Erinnerungen werden sortiert, Gefühle entladen, Stress wird neurobiologisch heruntergeregelt. Wenn alles gut läuft, ist REM-Schlaf so etwas wie der nächtliche „Emotions-Reset“: Dein System darf fühlen, verknüpfen, loslassen.
Aber der Körper hat eine klare Prioritätenliste:
Überleben kommt vor Verarbeitung.
Sobald das Nervensystem starken Stress registriert – egal ob durch äußere Belastung, inneren Druck, Traumatrigger oder Dauer-Überforderung – schaltet es in einen anderen Modus. Der Sympathikus, also der Teil des Nervensystems, der für Kampf- oder Fluchtbereitschaft zuständig ist, bleibt aktiv. Und genau dieser Alarmmodus ist der natürliche Gegenspieler von REM-Schlaf.
REM ist nämlich eine verletzliche Phase: Muskeln sind schlaff, die Wahrnehmung ist reduziert, du bist „weicher“, offener. Für ein Gehirn, das glaubt, es müsse jederzeit bereit sein, ist das ein Problem. Also passiert Folgendes:
Stress → Sympathikus bleibt an → REM-Schlaf wird unterdrückt.
Für neurodivergente Gehirne ist dieser Teufelskreis noch ausgeprägter. Viele ND-Menschen (Autismus, ADHS, PDA) starten schon mit einem erhöhten Grundrauschen ins Bett: Hypervigilanz, ARAS-Überaktivität, innere Checklisten, sensorische Nachbeben vom Tag. Das System ist wachsam, selbst wenn du längst im Schlafanzug liegst.
Das Ergebnis:
Du schläfst vielleicht ein, du wachst vielleicht auch nicht ständig auf – aber du kommst kaum in stabilen REM-Schlaf. Die Traumphasen werden kürzer, fragmentierter oder komplett weggedrückt. Viele ND-Menschen berichten dann genau das gleiche Muster: „Ich schlafe wie ein Stein, aber ich träume nicht. Es ist einfach nur schwarz.“
Von außen sieht das nach tiefem Schlaf aus. Innen fühlt es sich eher an wie ein kontrollierter Absturz: Der Körper holt sich das Minimum an Regeneration, aber er lässt dich nicht wirklich loslassen. Keine Bilder, keine Szenen, kein innerer Film – nur Lücken. Und genau dann tauchen häufig Fragen auf wie:
- Warum träume ich nicht mehr?
- Ist mein REM-Schlaf kaputt?
- Was stimmt nicht mit mir?
Die ehrliche Antwort ist unangenehm – und gleichzeitig entlastend:
Es stimmt mehr mit dir, als du denkst. Dein Körper versucht, dich zu schützen.
Ich kenne das aus meinem eigenen Nervensystem. In Hochstressphasen kann ich wochenlang schlafen, ohne mich an einen einzigen Traum zu erinnern. Nicht, weil mein Gehirn „zu wenig Fantasie“ hätte – sondern weil mein System auf Überleben geschaltet hat. Erst wenn die Belastung sinkt, wenn mein Körper glaubt: Hier ist es halbwegs sicher, beginnen meine Träume zurückzukommen. Dann hole ich in wenigen Nächten nach, wozu mein REM-Schlaf vorher keine Chance hatte.
Und genau darum geht es in diesem Abschnitt:
Mein Körper träumt erst, wenn er glaubt, dass er sicher ist.
Wenn du in Krisen „nur schwarz schläfst“, ist das kein persönliches Versagen und kein Beweis dafür, dass du „falsch“ träumst. Es ist der Anfang eines REM-Teufelskreises: Stress verhindert die Traumphase – und der fehlende REM-Schlaf verstärkt den Stress.
Im nächsten Schritt schauen wir uns genauer an, warum ND-Gehirne besonders anfällig für diesen REM-Verlust sind – und welche Rolle Autismus, ADHS und PDA dabei konkret spielen.
Warum ND-Gehirne besonders anfällig für REM-Verlust sind
Neurodivergente Gehirne gehen mit Stress anders um – und genau das macht den REM-Schlaf für sie empfindlicher. Während neurotypische Nervensysteme nachts relativ zuverlässig in den Parasympathikus wechseln, bleiben ND-Systeme häufiger „angeschaltet“. Nicht bewusst, nicht gewollt – einfach, weil die innere Grundspannung höher ist.
Bei Autismus liegt das vor allem an der Reizfilterstörung. Selbst wenn äußerlich Ruhe herrscht, laufen im Hintergrund noch sensorische Nachbeben, Gedankenstrukturen, kleine Logik-Loops. Das Nervensystem hält Wache, obwohl du längst im Bett liegst. REM-Schlaf braucht aber Entspannung im System – und genau die fällt oft erst sehr spät oder gar nicht ab.
Bei ADHS kommt ein anderer Faktor hinzu: Dopamin. Der Neurotransmitter, der Wachheit und Fokus steuert, schwankt stärker. Diese Schwankungen stören den Einstieg in stabile REM-Zyklen. Viele ND-Menschen mit ADHS beschreiben REM deshalb als „unzuverlässig“: mal intensiv, mal gar nicht, mal unterbrochen. Eine klassische ADHS-REM-Störung.
Das PDA-Profil wiederum bringt etwas mit, das REM-Schlaf regelrecht blockieren kann: dauerhafte innere Alarmbereitschaft. Selbst scheinbar harmlose Situationen lösen ein Autonomie-Warnsystem aus. Für den Körper fühlt sich das an wie potenzielle Gefahr – und bei Gefahr deaktiviert der Organismus alle Phasen, die Verletzlichkeit bedeuten könnten. REM gehört dazu.
ND-Gehirne brechen REM also schneller ab, sobald ein Stresssignal auftaucht. Das führt zu fragmentiertem Schlaf, kürzeren Traumphasen oder komplettem REM-Verlust. Viele ND-Menschen erleben zudem häufiger Albträume – und das Gehirn kann mit der Zeit beginnen, REM unbewusst zu „meiden“, um emotionale Überlastung zu umgehen.
Was noch eine Rolle spielt: Die visuelle Vorstellungskraft vieler ND-Menschen ist tagsüber weniger zugänglich. Dadurch wird der Traumzugang stärker emotional gesteuert. Wenn das Nervensystem angespannt ist, bleibt diese Tür geschlossen.
Kurz gesagt:
ND-Gehirne schlafen nicht schlechter – sie reagieren empfindlicher. Und REM-Schlaf ist die Phase, die das als erstes spürt.
Warum ich in Hochstressphasen GAR NICHT träume
In bestimmten Lebensphasen passiert etwas Erstaunliches: Mein Schlaf ist äußerlich tief, aber innerlich wie „zugeschlossen“. Keine Bilder, keine Szenen, keine Fragmente – nur ein kompletter Blackout. Dieses traumlose Schwarz ist kein Zufall, sondern ein klarer Hinweis darauf, dass mein Nervensystem im Notfallmodus läuft.
REM-Schlaf braucht einen parasympathischen Grundton, also den Teil meines Nervensystems, der für Ruhe, Entspannung und Regeneration zuständig ist. Doch in Hochstressphasen übernimmt fast vollständig der Sympathikus – der Alarmkanal. Und genau dieser Kanal verhindert jedes Abtauchen in Zustände, in denen ich vielleicht verletzlich wäre. REM gehört zu den verletzlichsten Phasen des Schlafs: Muskeln sind deaktiviert, Wahrnehmung reduziert, dein System „gibt sich hin“. Ein Körper, der Gefahr wittert, lässt das schlicht nicht zu.
Das erklärt, warum ausgerechnet dann, wenn du emotionale Verarbeitung am nötigsten hättest, nichts passiert. Der Mechanismus ist brutal logisch:
Erst Sicherheit, dann Traum.
Und Sicherheit ist in Krisen das Letzte, was dein Nervensystem spürt.
Viele ND-Menschen – und ich auch – erleben dabei ein festes Muster:
Stress = kein Traum. Erste Erleichterung = Traum kehrt zurück.
Es ist fast, als würde das Gehirn erst dann wieder aufmachen, wenn „Überleben“ abgehakt ist.
Ein besonders anschauliches Beispiel ist der sogenannte REM-Rebound: Nach meinem Schlafmittel damals habe ich plötzlich intensiv und viel geträumt. Nicht, weil das Medikament „Träume macht“, sondern weil es mein Nervensystem kurz genug heruntergeregelt hat, um REM überhaupt wieder möglich zu machen. Mein Körper hat nachgeholt, was er wochenlang unterdrückt hat.
Dieses traumlose Schwarz fühlt sich für viele an wie ein inneres Festhalten – und genau das ist es auch:
„Nicht träumen heißt nicht Versagen – es heißt: Mein Körper schützt mich.“
Warum Träume erst zurückkommen, wenn Sicherheit zurückkehrt
Es gibt Momente in meinem Leben, da merke ich förmlich, wie mein Inneres aufatmet – und genau dann beginnen meine Träume wieder. Nicht zaghaft, nicht bruchstückhaft, sondern klar, intensiv, fast so, als hätte mein Gehirn gewartet, bis der richtige Zeitpunkt da ist. Heute weiß ich: Das hat nichts mit Zufall zu tun.
Träume sind ein biologischer Sicherheitsindikator.
Damit REM-Schlaf entsteht, muss mein Parasympathikus aktiv werden – der Teil des Nervensystems, der sagt: „Du darfst loslassen.“ Aber neurodivergente Gehirne brauchen stärkere oder eindeutigere Sicherheitssignale als neurotypische. Für mich bedeutet Sicherheit oft: emotionale Verbundenheit, ein beruhigendes Umfeld, weniger Erwartungen, weniger Lärm von außen. Sobald diese Faktoren da sind, sinkt mein innerer Druck spürbar – und damit öffnet sich auch der Zugang zu REM.
Interessant ist, dass ich in stabilen Lebensphasen oder guten Beziehungsphasen nicht nur mehr träume, sondern tiefer. Die Bilder werden vollständiger, die Gefühle klarer, und ich wache morgens auf, als hätte mein Gehirn wirklich etwas verarbeitet. Genau das passiert auch neurobiologisch: Sobald sich mein Körper sicher genug fühlt, investiert er Energie in emotionale Integration statt in Überwachung.
Für mich ist REM-Schlaf deshalb zu einem Marker geworden:
Wenn ich träume, weiß ich, dass mein System wieder loslassen kann.
Es fühlt sich an wie ein inneres Aufräumen, das endlich wieder stattfinden darf. Und jedes Mal, wenn die Träume zurückkehren, merke ich: Etwas in mir ist weicher geworden. Ruhiger. Offener.
Das erklärt auch, warum ich mich sofort erholter fühle, sobald die ersten Träume auftauchen. Nicht, weil die Nacht länger war, sondern weil mein Kopf zum ersten Mal seit Tagen oder Wochen wieder das tun durfte, was er so dringend braucht: sortieren, fühlen, verarbeiten.
REM als emotionaler Reparaturmodus – warum ich ihn so dringend brauche
Je mehr ich mich mit meinem eigenen Schlaf beschäftige, desto klarer wird mir, dass REM für mich kein „nice to have“ ist, sondern ein biologischer Reparaturmodus. In REM-Schlaf passiert genau das, was ich tagsüber oft nicht schaffe: Ich verarbeite. Ich sortiere. Ich entlaste mich innerlich, ohne es bewusst zu steuern.
Neurodivergente Gehirne tragen tagsüber so viel mehr unverarbeitete Eindrücke mit sich herum – Reize, Emotionen, Erwartungen, kleine und große Belastungen. Ich merke selbst, wie wenig Raum für echte Emotionsintegration bleibt, wenn mein Kopf ständig aktiv ist. Genau deshalb fühlt sich REM für mich so wichtig an: Er macht nachts das, wozu mir am Tag die Kapazität fehlt.
Auf neurobiologischer Ebene dämpft REM die emotionale Ladung von Erinnerungen. Das bedeutet: Situationen, die mich tagsüber überflutet haben, verlieren nachts ein Stück ihrer Schärfe. Ohne diesen Prozess bleiben Gefühle roh, laut und unruhig. Ich spüre das sofort: Wenn ich über längere Zeit nicht träume, wird alles in mir dichter, angestrengter, unausgeglichen – fast so, als würde mein System ständig „mit vollem Speicher“ laufen.
REM hilft mir aber nicht nur bei Stressverarbeitung, sondern auch bei Kreativität und Stabilität. Viele meiner klarsten Gedanken, meiner intuitiven Lösungen, meiner ruhigen Momente kommen nach Nächten, in denen ich intensiv geträumt habe. Es ist, als würde etwas in mir neu sortiert, so dass ich am nächsten Tag wieder Zugang zu mir selbst habe.
Deshalb fühlt sich REM für mich an wie ein innerer Anker:
Wenn ich träume, weiß ich, dass mein Gehirn wieder mit mir arbeitet – nicht gegen mich.
Und jedes Mal, wenn ich morgens aus einem Traum aufwache, merke ich, wie sehr ich diesen nächtlichen Reparaturmodus brauche, um am Tag stabil zu bleiben.
Shutdown statt Traum: Wenn das Nervensystem überfordert ist
Es gibt Nächte, in denen mein Schlaf sich nicht wie Erholung anfühlt, sondern wie ein kompletter Systemabsturz. Kein Traum, kein Bild, kein Gefühl von Verarbeitung – eher ein Betäubtsein. Als würde mein Körper sagen: „Mehr geht gerade nicht.“ Genau das passiert, wenn mein Nervensystem in einen Shutdown rutscht.
Ein Shutdown bedeutet für mich nicht, dass ich bewusst „abschalte“, sondern dass mein System Energie spart, weil die Belastung zu groß geworden ist. Neurobiologisch passiert dabei etwas, das für REM-Schlaf fatal ist: Der Körper priorisiert Stabilisierung über Verarbeitung. Und REM gehört zur Verarbeitung. Also wird er gestrichen.
Bei meinem Autismus und dem PDA-Profil ist dieser Mechanismus besonders stark ausgeprägt. Wenn der Stresspegel zu hoch ist, fährt mein Nervensystem alle Funktionen herunter, die nicht akut fürs Überleben gebraucht werden – inklusive Traumaktivität. REM wäre in solchen Momenten viel zu energieintensiv. Also lande ich in einem Schlaf, der äußerlich tief wirkt, sich aber innen leer anfühlt.
Auch mein ADHS spielt hinein: Wenn mein System überhitzt, rutsche ich schneller in eine Art „Absturzmodus“. Ich schlafe dann zwar, aber ohne die typischen REM-Marker. Kein schneller Wechsel der Schlafphasen, keine emotionale Integration – nur eine Art Notabschaltung.
Spannend ist, dass in solchen Phasen auch Albträume oft komplett verschwinden. Nicht, weil sie „besser“ geworden wären, sondern weil REM selbst weg ist. Albträume brauchen REM – und wenn mein Gehirn diese Phase vermeidet, bleibt auch das aus.
Ich erkenne mein Muster mittlerweile gut: In Stresswochen träume ich kaum oder gar nicht. Sobald etwas in mir aufatmet, kehren die Träume zurück. Nicht langsam, sondern oft wie ein Schwall – ein deutliches Zeichen dafür, dass die Shutdown-Gefahr vorbei ist und mein System wieder genug Ressourcen hat, um zu verarbeiten.
Wie ich REM-Schlaf wieder anbahnen kann – ND-spezifische Strategien
Wenn mein REM-Schlaf ausfällt, merke ich schnell, wie sehr mir die innere Verarbeitung fehlt. Früher dachte ich, ich müsste mich „zwingen“, besser zu schlafen – perfekte Routinen, starre Checklisten, Schlafhygiene bis ins Detail. Heute weiß ich: Genau das funktioniert bei meinem ND-Profil überhaupt nicht. Mein Nervensystem braucht keine strengen Regeln. Es braucht Signale von Sicherheit. Und diese Sicherheit muss ich nicht erzwingen, sondern einladen.
Für mich beginnt REM-Anbahnung deshalb immer damit, Reize herunterzufahren. Nicht perfekt, nicht ritualisiert – einfach reduziert. Ein dunklerer Raum, weniger Geräusche, weniger Input. Je weniger mein System verarbeiten muss, desto leichter sinkt mein innerer Druck.
Was meinem Körper besonders hilft, sind klare Sicherheitssignale: eine Gewichtsdecke, vertraute Gerüche, ein Gefühl von Nähe, feste – aber nicht starre – Abläufe. Es geht dabei nicht um Kontrolle, sondern darum, meinem Nervensystem zu zeigen: „Du bist jetzt nicht allein mit dieser Last.“
Auch Dopamin spielt eine Rolle. Wenn ich direkt vor dem Schlafen in Hochreize gehe – Handy, Chats, Videos, Drama – wird mein Kopf zu schnell. Senke ich den Input vorher bewusst ab, komme ich ruhiger in die Nacht hinein. Ja, auch das ist nicht immer einfach, wenn wir im Doomscrolling gefangen sind…
Dazu kommen körperliche Hilfen wie Temperaturreize oder sanfte Atemmuster. Beides signalisiert meinem Nervensystem, dass kein Alarm besteht. Und wenn ich eines gelernt habe, dann das: Je weniger Druck ich auf mich ausübe, desto eher entspannt mein PDA-System. REM-Schlaf passiert nicht, wenn ich ihn erzwingen will. Er passiert, wenn ich ihn zulasse.
Spannend ist auch, wie Medikamente gelegentlich REM „freischalten“. Mein eigenes Erlebnis mit einem Schlafmittel hat mir gezeigt, wie stark der Effekt sein kann, wenn mein Nervensystem einmal wirklich durchatmen darf. Es war kein künstlicher Traum – es war ein REM-Rebound. Mein Körper hat einfach nachgeholt, was er viel zu lange nicht konnte.
Warum REM-Verlust kein persönliches Scheitern ist – sondern ND-Biologie
Je länger ich mich mit meinem Schlaf auseinandersetze, desto klarer wird mir: Wenn mein REM-Schlaf ausfällt, bedeutet das nicht, dass ich „falsch“ träume, zu angespannt bin oder etwas nicht hinbekomme. Es bedeutet schlicht, dass mein Nervensystem überlastet ist. Mein REM-Schlaf reagiert auf Stress wie ein Seismograph – sensibel, früh, manchmal drastisch. Und wenn er verschwindet, dann nicht, weil ich versage, sondern weil mein Körper mich schützt.
Ich habe lange gedacht, dass „nicht träumen können“ etwas über meine Stabilität aussagt – als würde es zeigen, dass ich innerlich nicht funktioniere. Heute weiß ich, dass es genau das Gegenteil ist. REM-Ausfall ist kein moralisches Urteil, keine Schwäche, keine Charakterfrage. Er ist eine biologische Reaktion auf einen Zustand, in dem mein System schlicht keine Kapazität zum Verarbeiten hat.
Neurodivergente Gehirne brauchen mehr Sicherheit, bevor sie abtauchen können. Für mich heißt das: Erst muss die Grundanspannung sinken, erst muss der Druck weniger werden, erst muss sich etwas in mir sicher fühlen. Träume kommen erst, wenn mein Körper aus dem Überlebensmodus herauskommt. Und jedes Mal, wenn die Träume zurückkehren, spüre ich: Jetzt habe ich wieder Ressourcen. Jetzt darf ich wieder loslassen.
Ich habe gelernt, diese Signale nicht länger gegen mich zu verwenden.
Kein „Warum schaffe ich das nicht?“
Sondern: „Mein Körper meldet etwas Wichtiges – und ich höre zu.“
Denn am Ende ist es genau das:
Träume sind ein Zeichen dafür, dass mein Körper endlich ausatmet.
Wenn dir dieser Teil geholfen hat, deine eigenen Muster zu verstehen, dann bleib bei der Reihe dabei. Der nächste Artikel zeigt dir, wie du deinen Traumzugang langfristig stärken kannst – ohne Druck, ohne Perfektionismus, und angepasst an dein ND-Profil.
Herzlich,
FliWi
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